Landlust und Ärztefrust: Im ersten Film der Reihe „Die Eifelpraxis” setzen die Darsteller um Rebecca Immanuel starke Akzente in einem konventionellen Kontext.
Während das Zweite am Freitag zur Primetime auf Mörderjagd geht, ist dieser Sendeplatz im Ersten traditionell der leichten filmischen Unterhaltung gewidmet. Der erste 90-Minüter der neuen, vorläufig zweiteiligen ARD-Reihe „Die Eifelpraxis” bewegt sich zwar innerhalb der gewohnten Leitplanken, fällt aber doch positiv auf: mit einem Buch (Brigitte Müller, „Bergdoktor”) ohne Realitätsallergie, einer tragfähigen Grundkonstellation und vor allem mit einer Darstellerriege, die durch die Bank starke Akzente zu setzen vermag.
Darum geht’s: Vera Mundt (Rebecca Immanuel) ist Krankenschwester und alleinerziehende Mutter. Sie hält sich und den Nachwuchs mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Um endlich wieder in ihrem Beruf arbeiten zu können, zieht sie mit dem hartnäckig protestierenden Pubertier-Sohn Paul und Nesthäkchen Mia von Berlin in die Eifel: Als „Versorgungsassistentin” übernimmt sie die Hausbesuche für den im Rollstuhl sitzenden Landarzt Dr. Wegner (Simon Schwarz). Der spröde Wegner denkt – notgedrungen – unternehmerisch, für Vera spielt das Patientenwohl die Hauptrolle. Eine gewohnte Kontrast-Konstellation also. Hier funktioniert das oft überbemühte Modell wirklich, weil Rebecca Immanuel und Simon Schwarz schlicht großartige Darsteller sind.
Rebecca Immanuel ist, wie die Vera, die sie spielt, in Berlin zu Hause. „Dort genieße ich eine umfassende medizinische Grundstruktur”: Das Berufsbild der Versorgungsassistentin war ihr daher vor dem Filmprojekt unbekannt. Jetzt nicht mehr: „Da die Zahl der Landärzte seit Jahren sinkt, ist es ein Segen, dass es Versorgungsschwestern gibt.” Sehr bekannt kommt ihr dagegen Veras schwierige Balance zwischen Beruf, Familie und Privatleben vor. Ihr Rezept: „Von Perfektion verabschieden und eine solide Grundgelassenheit entwickeln”.
Rebecca Immanuel spielt in der „Eifelpraxis” ihre erste große Hauptrolle seit der Kultserie „Edel & Starck” (2002 bis 2005). Wie dort agiert sie auch hier stets glaubwürdig und authentisch – bis hin zum Verbandswechsel: „Die einzelnen Arbeitsschritte habe ich, dank der geduldigen Anleitung toller Krankenschwestern in Berlin und der Eifel, gelernt.”
Eine weitere Hauptrolle spielt die Eifel: hochglanzkompatibles fachwerkliches Kleinstadt-Idyll, Drohnenaufnahmen von Wald und Flur. Das linksrheinische Mittelgebirge hat sich für den TV-Auftritt fein rausgeputzt, die „Eifelpraxis” bedient bildstark schwelgend den aktuellen Wunsch vieler Menschen nach Provinzidyll. „Sprechstunde mit Aussicht” sozusagen.
Und die weiteren Aussichten für Vera Mundt und Dr. Wegner? Zwei neue Filme der Reihe sind bereits abgedreht (Produzent: UFA Ficiton. Ausstrahlungstermin: offen). Die Eifelpraxis kommt am Freitag um 20 Uhr 15 in der ARD.
Auf dem Foto ist Rebecca Immanuel Oben Ohne in der Serie “Zwei zum verlieben – Lisa und Tina” Staffel 1, Folge 8 aus dem Jahr 2000 zu sehen.