Explosive Idylle – Claudia Michelsen überzeugt bei einem Schweiz-Gastspiel: Stärke 6 ist ein geduldig erzählter Öko-Thriller vor realem Hintergrund.
“Hier gibt’s eh keine Tsunamis”, da sind sich die Schweizer sicher. Und auch die deutsche Geologin Mara, die eigentlich Monsterwellen erforscht, will nur einen normalen Bergrutsch am Vierwaldstätter See untersuchen. Es ist die Heimat ihres Freundes, des Erdbebenforschers Gian, und neben der Arbeit freuen sich die beiden auf Entspannung in den Bergen. Doch beim ersten Tauchgang passiert eine Katastrophe: Gian kommt unter rätselhaften Umständen ums Leben, die Polizei verdächtigt Mara. Bei der Suche nach der Wahrheit entdeckt Mara scharfe Munition in der Uferregion, die ihren Freund offenbar das Leben gekostet hat und bei einer weiteren Explosion sogar einen Tsunami auslösen könnte.
Bisweilen wirkt dieser Plot übertrieben, er hat aber einen brisanten Hintergrund: Über 8000 Tonnen Munition wurden in den 40er- bis 60er-Jahren in Schweizer Seen entsorgt. Eine erst 2012 abgeschlossene diesbezügliche Untersuchung ergab: Die Bergung ist zu aufwendig. Alles bleibt also, wie es ist. Der Filmtitel “Stärke 6” bezieht sich übrigens auf Erdbeben, die 1601 und 1687 tatsächlich Flutwellen am Vierwaldstättersee auslösten. Besteht also Tsunamigefahr angesichts der explosiven Altlasten? Idyllische Bergseekulisse mit bedrohlichem Untergrund – von diesem Widerspruch lebt der Schweizer Öko-Thriller. Hinzu kommt Claudia Michelsens engagiertes Spiel, unterstützt von interessanten, in Deutschland wenig bekannten Nebendarstellern. Angesichts der ruhigen Dramaturgie sollte man etwas Geduld mitbringen. Die Belohnung sind ordentliche Spannung und ein starkes Finale.
Der Film mit Schauspielein Claudia Michelsen Stärke 6 läuft am Mittwoch den 20.08.2014 um 20:15 in der ARD.
Auf dem Foto ist Claudia Michelsen oben ohne in dem Film “Wilder Westerwald” aus dem Jahr 1995 zu sehen.