Ein bisschen Drama im Leben muss sein. 20 Jahre, 50 Filme, super Quote: Wir sprachen mit der TV-Kommissarin Rita Russek über Männer, Alter und Glück
Sie war die duldsame Gefährtin an der Seite des biederen „Tatort”-Kommissars Bienzle, sie ist die durchsetzungskräftige Kommissarin Anna Springer in den „Wilsberg” Krimis. Doch Rita Russek kann auch andere Rollen.
Schon seit 1995 sind Sie als Kommissarin Anna Springer in der ZDF-Krimireihe „Wilsberg” präsent. Entdecken Sie manchmal auch private Züge in Ihrer Filmfigur?
Natürlich, der Schauspieler schöpft aus sich. Aus Erfahrungen, Erinnerungen – und dann kommt Erfindung dazu. Jeder Mensch ist ja eine sehr vielschichtige Persönlichkeit.
Träumen Sie nach 20 Jahren manchmal von Anna oder Filmpartner Leonard Lansink?
Ich gehöre zur glücklichen Spezies von Schauspielern, die am Feierabend aus der Rolle ihrer Filmfigur schlüpfen. Dann denke ich auch nicht mehr darüber nach.
Haben Sie denn eigentlich schon mal Texte aus dem Drehbuch gestrichen, weil Sie die unpassend fanden?
Ich habe die Figur im Gewebe, und deshalb arbeitet man immer am Text. Ich vergleiche das ein wenig mit Basteln: Die Dialoge meiner Filmfigur puzzle ich mir so lange zurecht, bis sie zu mir passen.
Im Rückblick fällt auf, dass Sie Frauen gespielt haben, die oft mit Sonderlingen zu tun hatten. Sie sind meist mit Typen zusammen, die irgendwie nicht funktionieren … Haben Sie auch im richtigen Leben einen Hang dazu?
Menschen, die im Leben immer funktionieren, finde ich ein wenig fad und nicht spannend. Ecken und Kanten bringen doch erst Würze ins Leben. Im Film gilt das erst recht. Es muss doch auch Drama mit im Spiel sein – allerdings nicht zu viel davon.
Was lieben Sie an Ihrem Mann besonders?
Dass er so unendlich geduldig ist. Und mir meine Macken nachsieht. Ich bin nämlich ein bisschen vorlaut.
Hat das Vorlautsein im Alter zugenommen?
Vermutlich schon. Auf der anderen Seite verbindet man mit dem schnellen Lautsein einen jungen Menschen, oder? Also könnte ich mich ja eigentlich wohlfühlen in meiner Rolle. Aber manche Kollegen fühlen sich auf den Schlips getreten. Das kann ich nachvollziehen.
Nimmt auch die Lust auf gutes Essen im Alter zu?
Oh ja, das sehen Sie doch an mir (lacht). Vernünftige Frauen essen nur einmal pro Woche Pasta, ich hingegen könnte jeden Tag einen Teller mit dampfenden Nudeln essen. Nicht nur Liebe geht durch den Magen – auch Glücksmomente entstehen durch Genuss.
„Je älter man wird, desto stärker kommt man an”, haben Sie mal gesagt …
Man wird nicht nur äußerlich, sondern auch in sich runder. Man eckt nicht mehr so viel an, holt sich weniger blaue Flecken.
Gerard Depardieu meint: „Die Libido einer über 50-Jährigen ist viel interessanter als die einer 30-Jährigen.” Was würden Sie ihm entgegnen?
Kurz und knapp: Da hat er recht!
Schriftstellerin Erica Jong hat gesagt: „Mit 50 bekam ich die Ausgeglichenheit, die ich aus meiner Kindheit kannte, mit Dividende zurück …”Passt das auch für Sie?
Als Kind war ich nicht so ausgeglichen wie jetzt im Alter. Früher gab es viele Verstellungsmanöver und falsche Entscheidungen. Ich bin jetzt authentischer und ausgeglichener als früher.
Mit 65 noch High Heels mit Jeansjacke oder eher gedeckte Farben und klassisch?
Weder noch. High Heels waren überhaupt nie mein Ding. Ich hasse hohe Schuhe, weil sie jedem Emanzipations-Gedanken hinterherlaufen. Emanzipation fängt mit flachen Schuhen an. Die sind viel bequemer.
Ein schöner Filmtitel lautet: „Das Beste kommt zum Schluss”. Welches Bonbon haben Sie sich denn noch aufgehoben? Ich halte es da mit Bertolt Brecht: „Ja, mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht und mach dann noch nen zweiten Plan, geh’n tun sie beide nicht.” Wach und neugierig sein – das zählt für mich. Das reicht oft. Und noch etwas: Das, was wir ausstrahlen, kommt auch zu uns zurück.
Rita Russek, geboren am 27. Juni 1952 in Eschwege, ist seit Mitte der 80er-Jahre im Fernsehen präsent. Bekannt wurde die Schauspielerin als Partnerin von „Tatort”-Kommissar Bienzle und als Kommissarin Anna Springer in „Wilsberg”. Sie lebt mit ihrem Ehemann, dem Regisseur und Schauspieler Bernd Fischerauer, in München und ihrem Haus auf der Insel Elba. Rita Russek hat eine erwachsene Tochter.
DAS ZEICHNET MICH AUS: „Ich möchte gern eine Revolutionärin sein – und daran arbeite ich. Es ist wichtig zu sagen, was man denkt. Sonst nagt die Verzweiflung an einem.”
DARAUF KÖNNTE ICH NIE VERZICHTEN: „Ganz klar, auf meine Tochter.”
MEIN PERSÖNLICHES ANTI-AGING-REZEPT: „Schlafen. Am besten jeden Tag acht Stunden. Dann regeneriert sich der Körper und jede einzelne Zelle.”
Auf dem Bild ist Rita Russek in dem Film “Aus dem Leben der Marionetten” von 1980 Nackt und Oben Ohne mit ihren geilen kleinen Titten zu sehen.